Wer traut sich…

Ende Mai. Immer noch Corona, Corona und nochmal Corona… Alle hatten auf Ostern gehofft. Die Impfkampagne rollt inzwischen durchs Land… Jörg und Heike machen die Eisbrecher: Große Runde durch die Eifel. Wer traut sich? Wer kommt mit? Die Rückmeldungen sind verhalten. Nicht aus Sorge. Einfach volle Terminkalender. So brechen wir mit einer Handvoll Mitstreiter (Jörg, Heike, Hajo, Gerd, Tobias) auf. So ca. 250 km hat der Jörg gesagt – am Ende werden Einzelne fast das Doppelte auf der Uhr haben.

Aufbruch morgens in AC-Brand. Einladung zu Brötchen und Kaffee im neuen Domizil der beiden Tourguides. Sehr nett. Tagsüber müssen wir uns weitestgehend selbst verpflegen. Aufgrund von Corona-Maßnhamen ist das Meiste noch geschlossen. Erst in Belgien können wir auf eine Bewirtung hoffen.
Der Tag bringt schönes Wetter und Gerd kommt sogar pünktlich zum Treffpunkt. Das sind doch schonmal gute Vorzeichen. Getankt haben auch alle. Die Nachbarn lugen vorsichtig hinter den Gardinen hervor, als sich die Gruppe auf der Straße formiert und dann mit dem typischen Mein-Varadero-Auspuff-ist-irgendwie-undicht-Gebrummel losfahren.

Jörg kennt die Gegend wir kein Anderer. Auf Schleichwegen, die auch Menschen mit Ortskenntnis nicht kennen, geht es in die Eifel. Berg hoch, Berg runter, Kurve links, Kurve rechts, am Ruhrsee vorbei immer weiter Richtung Daun. Jippie! Es läuft wieder! Die vielen kleinen Sträßchen lassen die Zeit wie im Flug vergehen. Gleichzeitig müssen sich alle an ihre Weihnachtsgeschenke gewöhnen: Neue Handyhalterungen, Helme, Gegensprechanlagen und und und müssen bei einer solchen Fahrt erstmal auf ihre Praxistauglichkeit geprüft werden. Die Mopeds werden auf den geraderen Teilstücken hochgedreht, dann wieder möglichst geschmeidig die Hänge hinunter gebracht. Hinter Blankenheim dann eine kleine Plan- und Kursänderung: Spontanabzweiger zur „Casa Hajo“. Hier gibt es die erste größere Rast. Wir sitzen in der sommerlichen Sonne und erfreuen uns am Kuchen, den Heike in den Packtaschen versteckt hat. Kaffee bekommen wir hier auch. Das Tourengefühl macht sich breit. Corona ist vergessen.

Nach ausgiebigem Sonnenbad geht es weiter durch die Vulkaneifel. Über die Gegend von Prüm bis an die belgische Grenze. Nix los hier. Sehr angenehm. Und insofern ist es auch klar, dass wir die einzige Furtdurchfahrt an diesem Tag nicht an uns vorbeiziehen lassen wollen. Jörg mit der fetten Varadero vorweg bleibt vor den seichten Fluten stehen.
Was hat er denn? Er schaut zu mir rüber und sagt nur irgendwas von „Verdammt… Auf den zweiten Blick doch ganz schön grün und glitschig hier! Wenn mir die Karre hier hinklatscht! Die Vara bekomme ich in so einem Gefälle aber auch nicht mal eben von Hand gewendet… Verdammt!“

Wir sehen von weitem bestimmt aus, wie eine junge Entenkükenschar beim ersten Sprung in den Teich. Tja… Also opfere ich mich todesmutig und fahre mit der Transalp als Erster durch.
Mhh. Irgendwie alles gar nicht so dramatisch. Aber die Transalp wiegt ja auch bestimmt 100kg weniger als die Vara… Meine erste „Flussdurchfahrt“ geschafft!! Jörg gibt sich auch den Ruck und fährt mit Heike hinterher. Ganz ordentliches Dickschiff die 1000-Kubik-Maschine, wenn Sie so über die dicken Steine hoppelt. Klappt aber auch. Gerd dann noch hinterher. Reine Formsache.

Hajo steht die ganze Zeit lauthals Witze reißend am anderen Ufer. Großes Aufseufzen und Lachen, als schließlich alle angekommen sind. Dann geht es weiter ins schöne Belgien.

Belgien empfängt uns mit tollem Wetter. Wir cruisen durch die Ardennenausläufer in der Gegend um St.Vith und landen zum Schluss noch bei einer belgischen Pommes mit Frikadellen in der Gastro eines Skiliftbetreibers. Hier gibt es kein unnötiges Maskentheater. Gute Laune. Wir genießen die Aussicht über die Hügel und lassen uns die Sonne auf den Pelz braten. Perfekter Ausklang einer solchen Tour. Wir fahren gemütlich auf kleinen Nebenstrecken wieder zurück nach Aachen, Gerd und Hajo zwischendurch auf die Autobahn nach Hause.

Ein echter Urlaubstag.