Ja, wirklich: Westzipfel. Das ist nichts Anrüchiges und nichts zum Essen, sondern der westlichste Punkt Nordrheinwestfalens. Genau hier sagen sich deutsche und niederländische Hasen und Igel gute Nacht! Aber soweit sind wir noch nicht…
Josef hat diese Tour ausgelobt. Ja. Ende April ist schwierig. Das Wetter kann dann schonmal so ein richtiger Dreckskerl sein… In unserem Fall, war das Wetter nur leicht verstimmt: Frühlingshaft, aber bewölkt. Regen zwar auf dem Radar, aber nicht vor Ort. Der würde sonst eh als Schnee herunterkommen – es sind sagenhafte 5-6 °C für den Mittag angekündigt. Zum Startpunkt an der niederländischen Grenze fahren alle bei frostigen Temperaturen an der Null-Grad-Grenze. Einige werden heute wirklich ein paar Schneeflocken sehen.
In Vlodrop, Niederlande, treffen wir uns zum obligatorischen Frühstück. Josef versucht eigentlich sein Image als ungeduldiger und zügiger Fahrer zu pflegen, aber ganz ehrlich: Hier scheitert er kläglich! … Zum Glück! 🙂 Uns erwartet ein richtig gutes Schlemmerfrühstück in einem Café im Flair des Gelsenkirchener Barocks. Wirklich nett! Mit Blick auf das Thermometer tun sich alle mit dem Aufbruch schwer. Josef beschwichtigt aber sofort: Der nächste Kaffeestop ist schon geplant! Die anvisierten 145km Gesamtfahrstrecke machen auch niemandem Angst. Also raus in die Kälte. Aufbruch!
Die Aufwärmphase nach dem Frühstück lässt sich gut an. Die Strecke führt über die, in den Niederlanden, top ausgebauten Dorfstraßen. Kann man sagen, was man will. Das machen die Holländer schon anständig. Von der Breite sind es oft eher Feldwege. Tempo 60 außerorts. Naja, Niederlande eben. Da muss sich der Tourguide hin und wieder einbremsen lassen – aber läuft! Der letzte gemeinsame Ausflug (Niederrheintour) ist noch nicht lange her. Schnell hat sich die Gruppe gefunden, Fahrpositionen abgestimmt und bekommt sowas wie einen Fahrfluss hin. Was so ein bisschen Übung doch ausmacht…. Es ist frisch aber schön, als wir den Westzipfel (ein Parkplatz im Nirgendwo) erreichen.
Wir fahren Japan-Mopeten! Also ganz im Stile asiatischer Touristen für’s Photo aufgereiht. Knips. Weiter.
Die Niederländer sind auf Grund ihrer Erfahrungen Großmeister in Deichbau und Hochwasservermeidung. Entlang der Maas sind deshalb viele hünsche Kulturlandschaften entstanden, die sogar die ein oder andere Kurve für uns bereithalten. In sanften Schwüngen erreichen wir den nächsten Aufwärmkaffee in Wessen. Nette Kornmühle, in der wir hier kurz einkehren. „Wieviele seid ihr? Motorradfahrer? Dann besser in den Saal…“ Danke für das Kompliment. Sehen wir also irgendwie nach echten Bikern aus… Entlang der Maasplassen (eine 3.000 ha große, durch Auskiesung entstandenen Wasserfläche), vorbei an Marina Oolderhuuske (schwimmende Häuser), zu der im Herzen Limburgs gelegenen Bischofsstadt Roermond, wird es eine richtig angenehme Ausfahrt. Tempo 60-70 (mein Tacho zeigt, glaube ich, eh zuviel an ;-)) ist auf den kleinen Sträßchen mit so vielen Mitfahrern schnell genug. Angenehmes Cruisen. Die Truppe bleibt zusammen.
Auf dem Weg zur Fähre in Steyl, bleibt so sogar die Möglichkeit ein wenig die Landschaft zu genießen. Alle sind sich einig, dass Letztere wirklich reizvoll ist. Hat der Josef doch glatt Geschmack bewiesen! Bei Steyl gibt es dann natürlich wieder Kaffee. Die Gespräche haben echte Stammtischqualität: „Hast du einen fetten Schluppen drauf? Deine Karre sieht so breit aus! Oder hast du wieder zugenommen?!“ / „Dein Rad eiert! – Da eiert nix! – Doch, das eiert! – Zu wenig Luft. – Nein, das eiert…“ Schön, zu sehen, dass alle gute Laune haben.
Von hier aus pilgern wir über die Maasauen wieder Richtung good old Germany – dem land without crazy Geschwindigkeitsbeschränkungen! Komisch… Fahren trotzdem ganz relaxed weiter. Der Autor dieser Zeilen klingt sich dann auf Grund familiärer Verpflichtungen (nein, diesmal kein Geburtstag) aus und macht sich auf den einstündigen (auf der Autobahn richtig frostigen) Weg nach Hause, der den Übrigen nach ihrer Einkehr „Zur Kluss“ dann noch bevorstehen wird.
Fazit: Gut war’s! Gefallen hat’s! Für die Temperaturen war die Gemütlichkeit der Runde genau richtig. Ich könnte mir gut vorstellen, dass man hier im Sommer auch einmal eine längere Tour planen könnte. Die Gruppe gefiel sich in Harmopnie. Top. Und was mir noch aufgefallen ist: Josef hatte diesmal keine GPX-Datei verteilt. Vielleicht ein Vorteil, weil man dann verstärkt auf die Vorfahrenden achten muss, da man den Weg nicht kennt. Dadurch weniger Ablenkung durch’s Navi und ein Verfahren des Scouts wird als solches gar nicht wahrgenommen… Der Tenor aller war eindeutig: Gerne wieder!