Eifelwochenende 2020
Unser Anführer im Altersranking (Hajo) hat es aus vielerlei Gründen lange Zeit nicht zum Stammtisch geschafft. Kurzerhand entschied er sich dazu, den gesamten Stammtisch nach Trierscheid, Nähe Nürburgring, einzuladen. Uralte Familienbande ermöglichten dort, im abgelegenen Kurven- und Sträßchenparadies, ein uriges Treffen mit fester Unterkunft. Wie das so ist: Wenn ein Mitglied ruft…
…selbst schuld! Wir kommen!
Eines der letzten Septemberwochenenden sollte es dann sein. Und wie das bei uns so üblich ist: Wenn der Stammtisch kollektiv auf Reisen geht, dann wird das Wetter entweder so richtig mies – oder so richtig fantastisch. 2020 war auf Grund der Covid-19-Problematik aber schon mies genug – da hat es das Wetter eben gut gemeint: Komplettes Wochenende 26°C im Schatten! Halleluja!
Tag 1
Eintrudeln am Freitag. Aus Aachen kommend, nimmt der Verkehr, vom überlaufenen Rursee ausgehend, kontinuierlich ab. Als ich am frühen Abend via Landstraße aus Aachen das Ziel erreiche, hat das Wohmobil aus dem Ruhrpott schon frühzeitig vor der „Casa Hajo“ angelegt und Karen und Rolf haben die 2 Transen auf Steroiden (=AfricaTwins) bereits abgeladen. Josef ist auch schon da. Das Tigerchen ist kurzerhand über die Autobahn gejagt worden. Sämtliche Fahrerinnen und Fahrer sitzen bereits seit einiger Zeit in der prallen Sonne.
Plöpp, Plöpp… Plöpp… Rolf, der langhaarige Begleiter von Karen, reicht mir als erstes grinsend ein Bier, bevor er über meine Glatze lästern muss… „Ja, ist nett… Lass mich aber noch kurz den Helm ausziehen…“ Au weia. Ich handel ihn erstmal auf einen Radler runter. Das kann ja ein heiterer Abend werden! Wann sollte es nochmal was zu essen geben?
Am Abend sind dann 8 Motorräder samt Bedienpersonal und Sozia/Sozius vor Ort (Hajo, Jörg, Heike, Josef, Gerd, Karen, Rolf, Michael, Manuel, Tobias). Die Stimmung bereits um 18:00 wie bei einem Kindergeburtstag im Zuckerschock. Hoch die Tassen und viel zu erzählen. Tolle Gegend! Tolle Unterkunft! Toll, toll, toller… Jeder der strahlend einläuft hat auch noch eine Flasche irgendeiner speziellen Brauart im Gepäck. Meine Güte! Wäre ich ein Moped, würde der Lüfter jetzt die ganze Zeit laufen! Aber was soll’s. Wir passen ja aufeinander auf.
Im Zuge der letzten Sonnenstrahlen erscheinen genau zur rechten Zeit ein paar Schutzengel mit mehreren Quadratmetern frisch gebackener Pizza. Die himmlischen Heerscharen werden von Hajo’s Töchtern samt Anhang auf der Erde vertreten. Einen Wahnsinn‘s Job werden Miriam, Sarah und Thomas in den nächsten 1,5 Tagen hinlegen. Die wollen dem alten Herren mit der Partyausrichtung einfach einen Gefallen tun und landen mal eben einen Volltreffer.
Das mit der Pizza ist übrigens erstaunlich: Da sitzt du gefühlt am Arsch der Welt und die Pizza ist auf 5-Sterne-Level!
Als die Sonne untergeht, verlagern wir den geselligen Teil ans Lagerfeuer. Die Flaschen drehen ihre Runden und die Gespräche ebben einfach nicht ab. Als die Letzten um 2 Uhr morgens endlich den Weg ins Matratzenlager antreten, ist geklärt, dass sowieso alles toll ist, am morgigen Tag eine tolle Tour geplant ist, Kettenfett zwar toll, aber nicht jedermanns Lieblingsgetränk ist und der große Wagen am Kontrollstern (11Uhr, am Hochpunkt der Deichsel) klar zu identifizieren ist (supertoll!).
…. Es folgt ein traumloser Schlaf in einem dunklen Keller.
Tag 2
Dem werten Leser, der es bis hierhin geschafft hat, ist wohl aufgefallen, dass sich hier ein besonderes Wochenende anbahnt…
Es grenzt an ein Wunder. Aber ich sitze mit sämtlichen Mitfahrerinnen und Mitfahrern um halb neun morgens am Frühstückstisch. Tasse Kaffee? Danke. Brötchen? Ja, aber langsam. Grundsätzlich fit, ist es trotzdem hilfreich, dass wir uns für einen verzögerten Aufbruch entscheiden.
10:00. Startschuss! Jörg hat die 200 km zusammengestellt, die uns die nächsten 6 Stunden beschäftigen werden. Kurzes Abstimmungsgespräch über die Fahrtreihenfolge. Gerd wechselt zwischendurch ein paar Positionen durch. Helmkameragedöns. Ist der nicht auch schonmal wegen so ein paar Rollern, die er unbedingt knipsen wollte, stehen geblieben? Naja. Ehrensache, Gerd! 🙂 Irgendwann fahre ich an Stelle 2. Mmhh… Die Langsamen fahren doch immer vorne? Wollen mir die Anderen was mitteilen? Ach was! Soll mir egal sein! Ich fahre sowieso gerne dem Jörg hinterher. Auf den ersten Kilometern wird klar: Einfach eine gute Gruppe zusammen. Keiner fühlt sich angedrängelt (abgesehen davon, dass der Gerd dem Josef in der einen Kurve… 🙂 … aber auch egal!), Geschwindigkeit flott aber nicht halsbrecherisch, Versatz nach bestem Gruppenverständnis, zügiges Aufschließen in den anwohnerfreundlich moderaten Ortsdurchfahrten, perfekte 2-er-Reihen an der Ampel. Die beiden Gastfahrer auf der DrBig im Soziusbetrieb haben auf den Geraden etwas zu kämpfen, bekommen das aber gut geregelt. Außerdem hat die Gegend mehr Kurven als Geraden im Programm, was das Dilemma ausgleicht.
So fahren wir genüsslich über die einspurigen Straßen der Eifel Richtung Ahr. Kleiner Zwischenstop in Effelsberg am Radioteleskop: Die üblichen Witze über Außerirdische erzählen, Quarzen und kluge Dinge von sich geben. Gruppenfoto. Weiter geht’s.
Sämtliche Lüftungsklappen der Kombi sind schon bald geöffnet. Es läuft heute sehr geschmeidig. Serpentinen. Kleine Dorfstraßen.
Vorne weg stampft die zum Zugfahrzeug ausgebaute Varadero von Jörg und Sozia Heike und ballert mir via LeoVinz (schreibe ich so, damit mir niemand Werbung oder schlechte Nachrede vorwerfen kann) in jeder Kehre ein paar dB extra um die Ohren. Vielleicht sorgt diese Stoßwellenkur aber auch dafür, dass es mir, trotz des Vorabends, erstaunlich gut geht. Summertime rocks!
Am Krausbergturm wollen wir die erste Rast einlegen. Verdient hätten wir’s. Die Lüfter der Mopeds laufen. Es ist richtig heiss geworden. Aber leider auf Grund von Corona geschlossen! So ein Mist! Stoßwellenkur hin oder her. Hätte ich mir besser mal eine Flasche Wasser mitgenommen!
Während sich alle von unnötigen Kleidungsstücken trennen und die rauchende Minderheit mal wieder die Lunge quält, stapfen noch ein paar Enthusiasten die Stufen zur Aussichtsplattform hoch. Nachdem alle wieder vom Turm geklettert sind und sich mental zur Abfahrt klar machen, macht sich Gerd dann auch auf den Weg, um die Stiegen zu erklimmen. Aller guten Dinge sind Drei! Gruppengrinsen! 🙂 🙂 🙂
Gut, dass der Jörg die interessanten Einkehrmöglichkeiten auf dem Radar hat. Wir fahren zum Steinerberghaus. Einige kennen es bereits: Die Auffahrt zum Steinerberghaus ist nur für Anlieger/Gäste und ist nicht jedermanns Sache. Gefühlt ein Wirtschaftsweg. Eng. Trotzdem mit Verkehr. In den Weg rankende Büsche. Kiesgedöns in den Kehren. Aber auch ein Hauch von Fernweh. So schlängeln wir uns zum erhofften Kaltgetränk – das wir dann auch bekommen. Inklusive einem warmen Stück Obststreusel. Einfach nur f-a-n-t-a-s-t-i-s-c-h!
Von der knallenden Sonne leicht angekokelt geht es zurück Richtung Heimathafen. Noch ein unangenehmer Wartemoment auf der Strecke: Abgerissener Kontakt zu den hinteren Fahrern. Die Strecke war doch frei? Hoffentlich nicht noch ein Ausrutscher zum guten Schluss? Gerade als wir umkehren und suchen wollen, schließt der Rest wieder auf. Es gab einen Motoraussetzer bei der DR. Batterie platt. Keine Lust auf Drama. Anschieben. Es kann weitergehen. Null Aufregung. Jetzt sind wir alle gut eingefahren. Keiner zuckt in den Kehren. Lässiges Nach-Hause-grinse-cruisen.
Wieder zurück machen wir da weiter, wo wir am Vorabend aufgehört haben. Die „3 Engel für Hajo“ bewirten die Bagage auf‘s Herzlichste. Der Grill wird angeworfen und Leckeres aus der Region zubereitet. Dazu selbstgemachter Kartoffelsalat und Mitgebrachtes. Paradiesische Zustände. Ute, Josef’s bessere Hälfte, kommt noch zur Verstärkung, um die selbstgemixten Getränke zu neutralisieren. Genauso Peter, der mit defekter Schulter leider nicht mitfahren konnte.
Der wunderbare Tag klingt am Lagerfeuer aus. Jörg und Heike sind in einem Gitarrenkurs und werden daraufhin ein wenig drangsaliert, ihr erstes Livekonzert hinzulegen. Sternenhimmel, Lagerfeuer und Gitarre funktionieren immer. Und so summen alle die Melodien mit, die Jörg und Heike intonieren. Josef und Ute machen aktiv mit, Gerd ist natürlich als Mitglied eines Gospelchors auch vorne mit dabei, die Grillköniginnen versuchen sogar ein Duett. Die Übrigen denken sich, dass, zum Wohle der Mitmenschen und der Natur, Singen Silber und Schweigen Gold ist und blicken dafür umso geistreicher in die Glut. Gegen Elf ist dann der Akku aber absolut leer und die Nacht ein paar Stunden länger.
Tag 3
Es ist fast schon müßig zu erzählen, dass um 9 Uhr ein fulminantes Sonntagsfrühstück auf Alle wartet. Kaffee, gekochte Eier mit allem Zipp und Zapp. Wir haben uns für das nächste Jahr direkt wieder eingeladen!
Nach dem Frühstück noch ein paar Spritgespräche und Motorräder probesitzen. Dann wird gemütlich aufgerödelt. Eigentlich möchten alle noch bleiben – aber stattdessen verabschieden wir uns. Die Einen werfen sich direkt auf die Autobahn und düsen nach Hause, die Anderen (Gerd, Jörg, Josef und ich) fahren noch den direkten Weg nach Aachen durch die Eifel zurück – nicht ohne unterwegs in Schuld noch ein letztes Stück Kuchen mitzunehmen!
Fazit
Es sind sich alle einig. Es war ein richtig schönes Wochenende. In keiner Weise Abstriche. Einfach nur nett. Großes Riesendankeschön an Hajo und die „3 Engel“. Die Letzteren haben ihm gesagt, dass er uns ruhig nochmal einladen darf. Fühlt Euch geknuddelt! Wir kommen wieder!